Wie viele Jobwechsel sind für einen Lebenslauf akzeptabel?

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Wie viele Job­wech­sel sind für einen Lebenslauf akzept­abel?

Befris­tete Arbeitsverträge, Umstruk­turierun­gen, Fachkräfte­man­gel – viele Fak­toren tra­gen zum Job­hop­ping-Phänomen bei. Und den­noch ist es im Lebenslauf bis­lang oft nicht gerne gese­hen, wenn ein Bewer­ber zu viele Sta­tio­nen auflis­tet. Ob es nun die Angst ist, viel Geld in das Ein­ler­nen des Neue­in­steigers zu investieren und diesen dann zu ver­lieren, oder ein­fach noch die Gewohn­heit. Wie kannst Du Deinen Job­wech­sel also im Lebenslauf richtig darstellen?

Weshalb Arbeit­nehmer ihren Job wech­seln

Erst ein­mal musst Du Dir selb­st darüber klar wer­den, weshalb Du aktuell Deinen Job wech­seln möcht­est und wieso Du das auch in der Ver­gan­gen­heit schon mehrmals getan hast. Erst dann kannst Du die Job­wech­sel-Gründe in pos­i­tiv­er Art und Weise ver­pack­en und im Lebenslauf sowie Bewer­bungs­ge­spräch entsprechend überzeu­gend dar­legen. Die häu­fig­sten Gründe für einen Job­wech­sel lassen sich grob nach dem Leben­salter der jew­eili­gen Per­son ein­teilen:

Bei den 18- bis 25-Jähri­gen ist meist das Gehalt die größte Moti­va­tion zum Wech­sel der Arbeitsstelle.

Die 30- bis 55-Jähri­gen beschäfti­gen sich ver­mehrt mit Gefühlen von Stress, Über- oder Unter­forderung sowie der man­gel­nden Wertschätzung. Let­zteres trifft auch auf die 60- bis 65-Jähri­gen Arbeit­nehmer zu.

Im mit­tleren Alter, meist im Rah­men der Fam­i­lien­grün­dung, sind zudem pri­vate Gründe häu­fig die Ursache für das Job­hop­ping.

Hinzu kom­men gesund­heitliche Gründe, welche vor allem ab 40 Jahren häu­fig eine tra­gende Rolle spie­len.

Zulet­zt sind sich die Arbeit­nehmer jeden Alters in einem Punkt einig: Die Suche nach ein­er neuen Her­aus­forderung im Arbeit­sleben.

Wie oft „darf“ ein Arbeit­nehmer den Job wech­seln?

Egal welche Gründe Deine Job­wech­sel am Ende hat­ten, min­destens drei Jahre soll­test Du es wenn möglich in einem Unternehmen aushal­ten, um die Wech­sel später in ein­er Bewer­bung sin­nvoll dar­legen zu kön­nen.

Du fragst dich nun, weshalb genau drei Jahre als Faus­tregel gel­ten? Ganz ein­fach: Es han­delt sich dabei um den Zeitraum, den große Pro­jek­te in der Regel ein­nehmen. Ein Jahr wird dabei zur Einar­beitung ver­an­schlagt, eines, um das Pro­jekt anzus­toßen und ein let­ztes, um dieses nach­haltig zum Erfolg zu brin­gen und pos­i­tive Spuren im Unternehmen zu hin­ter­lassen.

Job­wech­sel, die also nach drei bis mehr Jahren stat­tfind­en, lassen sich gut mit dem Arbeit­srhyth­mus eines Pro­jek­tes begrün­den. Das hängt aber natür­lich auch stets von Ihrer Branche ab.

Kar­ri­ere­tur­bo oder Hin­der­nis?

Das bedeutet nun aber nicht, dass Du alle drei Jahre Deinen Job wech­seln soll­test, um möglichst schnell Kar­riere zu machen. Im Gegen­teil: Etwa die Hälfte der hochrangi­gen Unternehmensführungskräfte blickt auf eine klas­sis­che Hauskar­riere zurück.

Wer sein Leben lang einem Konz­ern treu bleibt, macht häu­fig schneller und eher Kar­riere als die mod­er­nen Job­hop­per. Ein Wech­sel der Arbeitsstelle sollte daher eher der Verbesserung der Sit­u­a­tion dienen, sei es aus finanzieller, gesund­heitlich­er oder pri­vater Sicht.

Als Kar­ri­ere­tur­bo kön­nen Job­wech­sel also nicht beze­ich­net wer­den. Ein Hin­der­nis sind sie allerd­ings auch nicht – zumin­d­est nicht unbe­d­ingt. Wer die richti­gen Stellen wählt und seine Wech­sel in ein­er Bewer­bung gut begrün­den kann, hat dur­chaus auch mit regelmäßi­gen Job­hops eine Chance auf den beru­flichen Auf­stieg. Emp­fohlen wer­den dann allerd­ings sel­tenere Wech­sel, besten­falls alle fünf bis zehn Jahre.

Ob förder­lich oder nicht, liegt auch am Alter…

Ob häu­fige Job­wech­sel nun förder­lich für die Kar­riere oder ein Hin­der­nis im Lebenslauf sind, hängt sehr stark mit dem Leben­salter und der beru­flichen Sta­tion in der Kar­ri­ere­pla­nung zusam­men. Beruf­se­in­steiger erhal­ten eine soge­nan­nte „Schon­frist“. Denn ger­ade zu Beginn der Lauf­bahn im Arbeit­sleben muss erst ein­mal die richtige Aus­rich­tung gefun­den wer­den. Eine Ori­en­tierung auf Schw­er­punk­te, einen Wohnort oder den richti­gen Arbeit­ge­ber ist zu diesem Zeit­punkt häu­fig mit ein­er größeren Anzahl an Job­wech­seln ver­bun­den.

Doch auch hier gilt: Im Bewer­bungs­ge­spräch muss die Frage nach dem „Wieso“ gut begrün­det wer­den. Stich­worte, wie „Schw­er­punk­twech­sel“ oder „Befris­tung“, kön­nen hier dur­chaus gle­ich im Lebenslauf ange­fügt wer­den.

Ist Job­hop­ping ein Zeichen von Flex­i­bil­ität?

Für manche Per­son­aler mag das zutr­e­f­fen, für andere nicht. Das liegt ganz indi­vidu­ell jew­eils an der Branche, an der aus­geschriebe­nen Stelle sowie an der Art und Häu­figkeit dein­er Job­wech­sel. Auss­chlaggebend ist dabei also nicht allein die Anzahl der Job­wech­sel. Auch die Nachvol­lziehbarkeit Ihrer Erk­lärun­gen und plau­si­ble Entschei­dun­gen für einen pos­i­tiv ver­laufend­en Kar­ri­ereweg kön­nen Job­wech­sel in ein pos­i­tives Licht rück­en.

Ander­er­seits wer­den erfahrene Arbeit­nehmer, die wieder­holt bere­its nach kurz­er Zeit ihre Stelle wech­seln, schnell als unzu­ver­läs­sig und sprung­haft abgestem­pelt. Wichtig ist dann stets die richtige Erk­lärung:

Sind die Job­wech­sel zum Beispiel kon­junk­turbe­d­ingt auf­grund von wirtschaftlich insta­bilen Zeit­en, so kann der Bewer­ber mit dem Ver­ständ­nis des neuen Unternehmens rech­nen, denn diese sind über die aktuelle Lage auf dem Arbeits­markt dur­chaus informiert.

Füge Deinen Bewer­bung­sun­ter­la­gen außer­dem alle pos­i­tiv­en Indizien hinzu, die Du über die Jahre sam­meln kon­ntest. Der Klas­sik­er ist das Arbeit­szeug­nis. Erhält ein Arbeit­nehmer trotz dem häu­fi­gen Wech­sel durch­weg gute Zeug­nisse, so wird der Werde­gang gewiss eher akzep­tiert als bei fehlen­den oder durch­schnit­tlichen Bew­er­tun­gen. Beson­ders hil­fre­ich sind zudem For­mulierun­gen, dass der Arbeit­nehmer aus betrieblichen Grün­den das Unternehmen ver­lassen muss und dass dieses den Weg­gang bedauert.

Grun­dregeln für eine pos­i­tive Darstel­lung in der Bewer­bung

Aus welchen Grün­den Du gewech­selt hast, wie häu­fig und in welch­er Branche – all das kann nun in der Bewer­bung pos­i­tiv oder neg­a­tiv dargestellt wer­den. Damit Du weist, worauf Du in Dein­er Bewer­bung acht­en musst, wenn Du bere­its mehrere Job­wech­sel vorzuweisen hast, und wo die absoluten No-Gos liegen, haben wir für Dich die Grun­dregeln für Job­wech­sel in der Bewer­bung zusam­menge­tra­gen:

Mache einen roten Faden zwis­chen den ver­schiede­nen Sta­tio­nen in Deinem Lebenslauf sicht­bar und verdeut­liche so, dass die Job­wech­sel Dein­er beru­flichen Ori­en­tierung im Sinne eines durch­dacht­en Kar­ri­ere­plans gedi­ent haben. Gibt es eine Kon­stante? Dann hebe diese doch zum Beispiel durch Fettschrift her­vor.

Samm­le eventuelle ähn­liche Stellen oder Pro­jek­te und stelle diese als gesam­melte Liste in einem Zeitraum dar. Du kannst dann jedes einzelne Pro­jekt mit Stich­punk­ten erk­lären und musst nicht jede Stelle einzeln erläutern. Das schafft Ruhe, Zusam­men­hänge und einen optis­chen Vorteil.

Zäh­le alle Stellen auf, hebe aber die wirk­lich wichti­gen und rel­e­van­ten Sta­tio­nen in Deinem Lebenslauf mit kurzen Beschrei­bun­gen, Stich­worten oder optis­chen High­lights her­vor. So erzielst Du ein optisch ansprechen­des Ergeb­nis und musst Dich hin­ter­her nicht wegen fehlen­den Angaben recht­fer­ti­gen oder um Deinen Job ban­gen.

Bedenke außer­dem, dass nicht nur Dein Lebenslauf einen guten Ein­druck machen muss, auch das Anschreiben gehört zu ein­er Bewer­bung dazu. Dies kannst Du zu Deinem Vorteil nutzen und direkt in einem kurzen Satz Deine zahlre­ichen Job­wech­sel erk­lären. Recht­fer­ti­gun­gen hinge­gen sind nicht notwendig, vor allem nicht bei ein­er betrieb­s­be­d­ingten Kündi­gung durch den Arbeit­ge­ber.

Gehe auf Kündi­gun­gen durch den Arbeit­ge­ber kurz ein, wenn diese im Lebenslauf oder den Arbeit­szeug­nis­sen sicht­bar wer­den. Lege die Gründe kurz und sach­lich dar.

Während Du keine Dat­en ver­schweigen darf­st, kannst Du natür­lich jed­erzeit bei Deinen Anla­gen und vor allem den Arbeit­szeug­nis­sen aus­sortieren. Fällt eines nicht so gut aus oder wird die Kündi­gung durch den Arbeit­ge­ber deut­lich, so lasse es lieber weg. So sparst Du Dir hin­ter­her kri­tis­che Fra­gen.

Lasse aber niemals ganze Stellen weg. Auch dann nicht, wenn Du diese nur für zwei oder drei Monate aus­ge­führt hast. Denn soll­ten diesen irgend­wann den­noch ein­mal zur Sprache kom­men, so darf der Arbeit­ge­ber Dir ganz legal frist­los kündi­gen. Der Grund: Du wur­dest unter Vortäuschung falsch­er Tat­sachen eingestellt.

Viele Bewer­ber entschei­den sich dafür, ein­fach die Monat­sangaben der einzel­nen Stellen wegzu­lassen. Den­noch fall­en die gle­ichen Jahreszahlen aber schnell ins Auge und der ein oder andere Per­son­aler wird kri­tisch hin­ter­fra­gen, weshalb Du unvoll­ständi­ge Angaben machst. Das ist alles andere als gut für Ihr Image.

Lasse davon ab, Dich für Kündi­gun­gen zu recht­fer­ti­gen, Schuldige zu suchen oder gar schlecht über Deinen früheren Chef zu sprechen.

Beant­worte keine Fra­gen, die nicht gestellt wur­den. Wenn die Sta­tio­nen in Deinem Lebenslauf nicht erwäh­nt wer­den, so suche Dir ein anderes Gespräch­s­the­ma. Das ist let­z­tendlich son­st nur kon­trapro­duk­tiv.

Was am läng­sten währt, ist schlussendlich immer noch Ehrlichkeit. Ste­he zu Deinem Lebenslauf, begründe Deine Job­wech­sel möglichst pos­i­tiv und achte darauf, dass Du mögliche Fra­gen authen­tisch und gle­ich­bleibend beant­wortest. Wenn sich Deine Angaben im Anschreiben, dem Lebenslauf, den Zeug­nis­sen und dem Bewer­bungs­ge­spräch deck­en, so kannst Du auch als Job­hop­per den Per­son­aler von Dir überzeu­gen.

Beispielfor­mulierun­gen für Anschreiben und Lebenslauf

Damit Du einen kurzen Ein­druck davon erhälst, wie die Begrün­dung eines Job­wech­sel im Bewer­bungss­chreiben oder als Stich­punk­te im Lebenslauf ausse­hen kön­nte, haben wir einige Beispiele für Sie zusam­menge­tra­gen:

Da unsere Fil­iale an diesem Stan­dort zum Quar­talsende geschlossen wird, suche ich eine neue Stelle in meinem Fach­bere­ich

Um mich mehr auf Shop-Sys­teme zu spezial­isieren

Da ich mich beru­flich weit­er­en­twick­eln möchte

Wegen ein­er bevorste­hen­den Über­nahme der Fir­ma und damit ver­bun­den­er Umstruk­turierun­gen, suche ich eine neue Her­aus­forderung in meinem Fach­bere­ich

Da die neue Stelle angenehmere Arbeits­be­din­gun­gen und gle­ichzeit­ig eine bessere Ent­loh­nung bot

Da meine jet­zige Stelle nicht weit­er ver­längert wurde

Um mehr über den Ex- und Import zu ler­nen

Nach jahre­langer ehre­namtlich­er Führungstätigkeit, ste­ht für mich auch der beru­fliche Wech­sel in diesen Bere­ich an

Um mehr Per­son­alver­ant­wor­tung zu tra­gen

Aus betrieblichen Grün­den kon­nte ich nach der Aus­bil­dung nicht über­nom­men wer­den

Da mein Arbeitsver­hält­nis wegen Konkurs der Fir­ma aufgelöst wird, kann ich kurzfristig die Stelle in Ihrem Haus übernehmen

Um meine Branchenken­nt­nisse in Rich­tung … zu erweit­ern

Nach mein­er Fam­i­lien­phase

Da die neue Stelle mehr Entwick­lungsmöglichkeit­en bot

Da mein let­ztes Arbeitsver­hält­nis befris­tet war kön­nte ich sofort bei Ihnen anfan­gen

Nach jahre­langer neben­beru­flich­er Tätigkeit im Bere­ich … möchte ich meinen beru­flichen Schw­er­punkt jet­zt voll­ständig dor­thin ver­lagern. Ihre Stelle bietet mir die opti­male Gele­gen­heit dafür

Durch Per­son­al­ab­bau infolge von Ratio­nal­isierungs­maß­nah­men, ver­lor ich meinen let­zten Arbeit­splatz

Wegen der schwieri­gen wirtschaftlichen Lage mein­er jet­zi­gen Fir­ma, kann ich kurzfristig bei Ihnen anfan­gen

Bild­nach­weis: Pho­to by Yogen­dra Singh on Unsplash

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